Zielführung Starten – Der Management-Podcast von CTcon
Transkript zu Folge 34:
Kommunaler Energieversorger in der Transformation – CFO-Perspektive RheinEnergie
[00:00:00] Podcast: Zielführung starten - der Management-Podcast von CTcon.
[00:00:21] Christian Bungenstock: Willkommen zur neuen Folge von Zielführung starten, dem Management Podcast von CTcon. Mein Name ist Christian Bungenstock, ich bin Partner bei CTcon in Düsseldorf und ich freue mich, Sie in einem neuen Thema der Unternehmenssteuerung als Gastgeber zu begrüßen. Diese Etappe führt uns in die Energiewirtschaft. Im Gespräch mit Rhein Energie beleuchten wir Herausforderungen und Trends in der Transformation der Branche aus der CFO Perspektive eines kommunalen Energieversorgers. Rhein Energie ist ein vor allem regional tätiger Energiedienstleister aus Köln und versorgt 2,5 Millionen Menschen mit Strom, Gas, Wärme und Wasser. Kommunal geprägt gestaltet Rhein Energie die Zukunft der Energie im Rheinland und darüber hinaus. Unsere Gäste sind Birgit Lichtenstein und Axel Neumann-Giesen. Birgit Lichtenstein ist seit 2021 Mitglied des Vorstands der Rhein Energie AG. Verantwortlich ist sie für die Bereiche Finanzen, Einkauf, IT und zentrale Dienste. In früheren Stationen war sie unter anderem bei RWE und bei Innogy in leitenden Rollen tätig. Axel Neumann-Giesen ist Partner bei CTcon in Bonn. Seit 1998 berät Axel Marktführende Konzerne vor allem in Unternehmenssteuerung und Performance Management. Sein Fokus liegt auf den Branchen Chemie, Energie und Logistik. Beide kennen sich aus der Projektzusammenarbeit. Im Dialog vertiefen sie den Blick auf die Energiebranche und auf aktuelle Themen, sowie wichtige Entwicklungen im CFO Resort.
[00:02:00] Axel Neumann-Giesen: Ja, Frau Lichtenstein, ich freue mich, dass wir gemeinsam das Gespräch führen, dass wir über die Rhein Energie, vor allem aber über Sie und ihre Rolle sprechen in der Branche, wo wahnsinnig viel sich tut und nach vorne auch weiter tun wird. Die Rhein Energie ist ein ganz großer Player der kommunalen Versorger in Deutschland. Köln als Millionenstadt. Von daher bin ich ganz gespannt, was Sie berichten und vielleicht als Einstieg noch mal ganz gut von Ihnen zu hören, wie schauen Sie auf das, was eine Rhein Energie als großen Versorger gerade so trifft am Markt im Umfeld, was heißt das für Sie für die Rhein Energie, was sind so wesentliche Herausforderungen.
[00:02:37] Birgit Lichtenstein: Ja, erstmal Herr Neumann-Giesen, ganz herzlichen Dank. Ich freue mich auch sehr hier bei dem Podcast dabei sein zu können und ja, würde einfach gerne mal ihre Frage aufnehmen wollen, vielleicht als erstes einmal kurz zu so ein paar Leitplanken, die wir gerade von der Politik wahrnehmen, was bewegt uns da. Bevor ich aber damit starte, vielleicht noch mal ganz kurz. Ich weiß nicht, ob jeder die Rhein Energie kennt. Wir sind natürlich ein Unternehmen, was auf allen Wertschöpfungsstufen in der Energiewirtschaft präsent ist. Das heißt, wir sind sowohl in der Erzeugung da, als auch in den Netzthemen haben wir natürlich im Betrieb und dann Vertrieb, Handel. Wir machen auch Fernwärme und wir machen auch sowas wie neue Energiedienstleistungen. Also, wir tummeln uns sozusagen auf allen Wertschöpfungsstufen der Energiewirtschaft. Ich glaube, das ist wichtig, wenn wir auch noch mal die Herausforderungen ein bisschen streifen, was bewegt uns aus der Politik. Damit würde ich vielleicht gern mal starten wollen. Mit der neuen Regierung haben wir natürlich auch ein paar neue Weichenstellungen, die uns bewegen. Die sind aber eigentlich teilweise auch schon aufgesetzt worden in der alten Regierung. Nehmen wir vielleicht mal als erstes das Nest Thema, also Nest ist ja die neue Regulierungsthematik im Netzbereich, die bewegt uns natürlich enorm. Was kommt da raus, wie sieht eigentlich die Stellung als Netzbetreiber in der Zukunft aus? Wie können wir sicherstellen, dass wir wirtschaftlich agieren können, dass für uns natürlich ein wichtiges Thema, dass wir auf jeden Fall nicht schlechter gestellt werden, als wir in der Vergangenheit auch unterwegs waren und ich glaube da würden mir alle Netzbetreiber dieser Nation beipflichten wollen, dass die Renditen, die man im Netzbereich erwirtschaften kann, jetzt nicht über dem Markt liegen, sondern wir eher vor der Herausforderung stehen, dass die Renditen dort immer weiter sinken und wir natürlich auch gegen Inflation und so weiter anzukämpfen haben. Das ist ein wichtiges Thema. Dann haben wir auf der politischen Sphäre auch natürlich noch das Thema Kraftwerksicherungsgesetz, dass ja auch schon lange in der Mache ist, wo wir uns erhoffen, dass wir natürlich jetzt auch klare Signale bekommen, wie die Kraftwerksausbaustrategie ist. Wenn wir zusätzliche Erzeugung schnell zubauen möchten, dann heißt das natürlich auch, dass wir Gaskraftwerke zubauen müssen, dass wir auf jeden Fall zusätzliche Erzeugungskapazitäten brauchen. Dafür brauchen wir natürlich aber auch verlässliche Entscheidungen und solche Themen werden wir wahrscheinlich gleich auch noch streifen, haben wir nicht ausreichend Investitionsanreize und wo wir keine Investitionsanreize haben, wird natürlich auch nicht investiert. Das vielleicht einmal so auf der Bundespolitischen Ebene, was bewegt uns sonst noch? Natürlich als kommunales Unternehmen, wir sind ja auch im überwiegenden Anteil gehören wir zur Stadt Köln. Da ist natürlich wichtig, dass wir die kommunale Wärmeplanung für uns als Millionenmetropole jetzt voranbringen und zum Abschluss bringen und da natürlich ein verlässliches Szenario gemeinsam entwickeln, in welcher Region in der Stadt haben wir eigentlich zukünftig welche Wärmealternative. Da wird es keine Pauschallösung für alle geben, da wird rauskommen, dass wir an einigen Stellen sicherlich unsere Fernwärme verdichten werden, an anderen Stellen aber möglicherweise auch dezentrale Individuallösungen brauchen. Und als letztes vielleicht den Punkt, den ich noch streifen wollen würde, das bedingt natürlich auch im kommunalen Umfeld haben wir durchaus ein paar finanzielle Herausforderungen als Stadtwerke Unternehmen und auch als Stadtwerke Köln Konzern, zu dem wir ja gehören. Wir müssen sicherlich auch unseren Beitrag dazu leisten zur Wertschöpfung in der Stadt. Auf der anderen Seite haben wir natürlich auch immense eigene investitionstechnische Herausforderung, die wir bewerkstelligen müssen und wahrscheinlich gleich auch noch mal ein bisschen was wert darüber zu sprechen.
[00:06:20] Axel Neumann-Giesen: Ganz bestimmt. Ja, vielen Dank für die Einordnung erstmal und das zeigt, es wird nicht langweilig zukünftig und war es in der Vergangenheit schon nicht. Das Aufgreifen, Sie sind bald fünf Jahre CFO der Rhein Energie, sind viel, viel länger in der Energiewirtschaft und sind nach ihrem Start 2021, glaube ich, 2022 ging es gleich richtig krachend los, sage ich mal im ersten Jahr. Das hat sich dann alles die letzten Jahre wieder ein bisschen sortiert, zumindest ich spreche jetzt Thema Gaspreisentwicklung an, aber das war ein Einstieg, wie man nicht geplant hat, oder?
[00:06:48] Birgit Lichtenstein: Ja, in der Tat, da sprechen Sie ein gutes Thema an. Ja, ich bin jetzt genau viereinhalb Jahre hier und bin im April 2021 gestartet. Ich würde sogar den Zeitpunkt für mich noch ein bisschen früher definieren, wo schon turbulent wurde. Nach so ein paar Monaten hatten wir auf jeden Fall deutlich steigende Preise in der Energiewirtschaft. Das ging so im Herbst 2021 bereits los. Vielleicht nicht ganz so krachend, aber ich hatte mir natürlich auch gedacht, na ja, die Energiewirtschaft kenne ich ja, so viel wird mich da jetzt möglicherweise nicht mehr ereilen können, was neu für mich ist. Würde aber nach dem viereinhalb Jahren sagen, da waren schon recht viele Themen dabei, die einem zum ersten Mal begegnet sind und insbesondere auch Themen durch die steigenden Energiepreise ganz andere Volatilitäten, die wir im Handelsbereich gesehen haben. Damit verbunden natürlich auch große Anforderungen an Margin Hinterlegung, also Zahlungsströme, die wir an die Börsen zu leisten hatten und wo wir auch Liquidität, wenn, wenn die Preise sich wieder verändert haben, schnell wieder uns zugeflossen ist. Das waren schon riesen Herausforderungen, die zu managen und damit einhergehend haben wir natürlich auch in unseren anderen Wertschöpfungsstufen gesehen, dass es Bereiche gibt, die vielleicht daraus ein bisschen aus den Chancen profitieren konnten, aber in anderen Bereichen eben auch Themen gesehen haben, wo wir aufgrund der stark steigenden und fallenden Preise durchaus auch unsere Herausforderungen hatten, nämlich im Vertriebsbereich. Kunden mitzugeben, wie sie auf stark steigende oder fallende Preise reagieren sollen, ist ja nicht so ohne weiteres möglich. Kunden haben ja zurecht auch ihre eigene Vorstellung davon, was ein gerechter Preis ist. Da eine Balance zu halten zwischen den einzelnen Geschäftsfeldern ist, glaube ich, eine großartige Leistung unserer Mannschaft dann gewesen. Man lernt viel in diesen Phasen, wo Dinge passieren, die man bisher noch nicht erlebt hat und da sind wir, glaube ich, in Summe ganz gut durchgekommen, aber Sie haben total recht mit dem, was Sie sagen. Ich habe mir meine Zeit hier oder mein, mein Startzeitpunkt durchaus ein bisschen entspannter vorgestellt, aber im Nachhinein alles gut, ja. Ich glaube, in Krisenzeiten merkt man auch, auf wen man sich verlassen kann und dass man viele Dinge auch dann dadurch noch besser weiterentwickeln kann.
[00:09:07] Axel Neumann-Giesen: Und ich nehme an, man lernt die, die kaufmännische Mannschaft da auch gut kennen. Also, ich erinnere mich, es gab ja auch teilweise kurzfristige Entscheidungen aus guten Überzeugungen wahrscheinlich, zum Beispiel mal ein Monat Abschläge auszusetzen, zum Wohle der Kunden, was für einen Energieversorger natürlich auf der Finanzseite, sowohl auf der Cashseite, aber auch natürlich später auf der Abrechnungsseite zu erheblichem Herausforderungen und Klimmzügen am kurzen Ende bringt. Umsatzsteuerveränderungen schnell entschieden, das durchgezogen, sind Dinge, da muss ein kaufmännischer Bereich ganz schön im Hintergrund wirbeln, das sieht man ja alles gar nicht, aber sicherlich für die Mannschaft auch dort ein riesen Herausforderung gewesen in der Zeit.
[00:09:45] Birgit Lichtenstein: Ja, auf jeden Fall, da sprechen Sie ein super wichtiges Thema an. Man verdrängt das ja im Nachhinein ein bisschen, aber da gab es auch Energiepreise, die wir natürlich umsetzen mussten, Energiepreisbremsen, CO2 Steuer und dann war das ja manchmal auch rein in die Kartoffeln, raus in die Kartoffeln, aber wenn ich mal bei so Themen bleibe, wie Energiepreisbremse und Umsetzung davon und Sie haben gerade das Thema Abschläge angesprochen, dann hatten wir hier auch Task Forces ins Leben gerufen, wo wir uns auch tagtäglich damit beschäftigt haben, was heißt das eigentlich für unsere Liquidität? Wie können wir sicherstellen, dass wir Zahlungsfähig bleiben, dem auch vor dem Hintergrund der Tatsache, dass wir im Handelsbereich natürlich auch durch hohe Zahlungsströme entweder Margin Hinterlegung immer liquide sein müssen und das war in Dimensionen der Fall, die auf jeden Fall so niemanden bekannt war. Und vielleicht nur noch mal zur Erinnerung, bei uns haben auf jeden Fall zur Umsetzung der Energiepreisbremsen auch in den Systemen rund 40 Mitarbeitende dran gearbeitet. Was will ich damit sagen? Im Grunde nur, wir brauchen verlässliche Rahmenbedingungen, die auch immer ausreichend Vorlauf haben, um die Themen dann auch finanzwirtschaftlich, aber auch operativ in der Mannschaft entsprechend umsetzen zu können.
[00:10:57] Axel Neumann-Giesen: Ja, und ich kann mir vorstellen, wir sind ja hier im Podcast unter uns, dass der Kämmerer der Stadt Köln hin und wieder auch bei diesen Liquiditätsthemen mal angerufen hat bei Ihnen und gefragt, ob das denn alles so in die richtige Richtung läuft, denn als Mehrheitseigentümer hat der natürlich auch ein gewisses Interesse.
[00:11:13] Birgit Lichtenstein: Ja, absolut. Genauso ist das und ich will jetzt gar nicht so hundertprozentig die Größenordnung spoilern, aber für uns war das durchaus mal in Regionen, wo wir auch über Milliarden Beträge geredet haben, die man täglich zur Verfügung haben muss und da wird einem natürlich schon, insbesondere auch wenn man Kämmerer ist und da möglicherweise irgendwie ein Gefährdungspotential sieht, dass das Geld zu schnell weg ist. Wie gesagt, würde ich auch für mich in Anspruch nehmen, hatte ich auch durchaus schon mal eine Schweißperle auf der Stirn stehen. Aber das haben wir gut gehändelt, haben dann natürlich auch unsere Stakeholder, insbesondere auch die Kämmerei, aber natürlich auch unsere anderen Stakeholder immer gut mit im Boot gehabt und ich glaube, das ist auch noch mal eine wichtige Erkenntnis, dass vorausschauend so gut wie möglich versuchen abzufedern, natürlich schon auch mit einer Art Risikobewältigungsstrategie, die für uns auch neu war. Zum Beispiel haben auch wir Limit Positionen in unserem Handelsbereich zeitweise aussetzen müssen, die wir aber immer gut kommuniziert haben und das auch gut in der Risikomitigation dann gehandhabt haben. Aber in der Tat, da haben Sie total recht, das war eine wirklich anstrengende Zeit, aber die Zeiten jetzt haben ein bisschen andere Facetten. Wir sind ja jetzt ein bisschen weiter. Jetzt haben sich die Märkte ja sogar ein bisschen beruhigt an der Front. Dafür haben wir jetzt noch mehr die Herausforderung, wie schaffen wir denn die Energiewende und mit Energiewende meine ich dann natürlich die Dekarbonisierung. Das ist vielleicht eine gute Überleitung dazu, dass wir heute auf jeden Fall mit dem Blick nach vorne, um das zu schaffen, sehr viel Geld brauchen, um uns auf allen Wertschöpfungsstufen entsprechend zu dekarbonisieren. Jetzt kann man ja trefflich da drüber streiten, ob das jetzt haargenau so schnell gehen wird, wie jeder prognostiziert, aber ohne Zweifel ist klar, dass die Investitionsherausforderungen, die vor uns liegen, auf jeden Fall sehr groß sind und da liegt jetzt natürlich noch verstärkter mein Fokus drauf, dass wir das ordentlich austarieren.
[00:13:15] Axel Neumann-Giesen: Ist ein gutes Stichwort. Investition heißt ja zum einen Geld gut ausgeben in die richtigen Themen stecken, heißt aber auch Geld haben und bekommen. Vielleicht am Anfang starten wir damit, wo es Geld herkommt, das Thema Finanzierung für diese enormen Summen, die man braucht, der eben schon zitierte Kämmerer der Stadt Köln hat vielleicht auch nicht für jedes Thema das Bar in seinem Portemonnaie, von daher vielleicht eine Frage, wie stellen Sie sich da auf beim Thema Finanzierung dessen, was ansteht und danach würde ich gern Blick beim Thema Ausgabe, das heißt ja, dass man viele Projekte aufsetzt. Was heißt das für Projektsteuerung auch Projektcontrolling? Wir kommen ein bisschen näher in die CFO handwerklichen Themen rein, Projektcontrolling, also das Geld dann klug und gut zu verbauen und dann aber auch die Fortschritte, aber auch die Vollendung sauber abzugleichen und zu messen. Diese beiden Facetten vielleicht des Themas Investitionsprogramm zu beleuchten.
[00:14:02] Birgit Lichtenstein: Sehr, sehr wichtiger Punkt. Auf der einen Seite sind wir natürlich als Rhein Energie in einer guten Ausgangslage, das will ich vorab gerne noch mal betonen. Also, wir sind zumindest finanziell so solide aufgestellt, dass wir hinsichtlich unserer Bilanzstrukturen dann auch Kennziffern in dem Bilanzstrukturen, also heißt z.B. Eigenkapitalquoten oder Net Debt Ratios bisher so ordentlich aufgestellt sind, als dass wir jetzt nicht heute und morgen darauf angewiesen sind, übermäßig uns nur fremd zu finanzieren. Also, wir haben ordentliche Quoten, aber natürlich werden wir im Zeitablauf der nächsten Jahre und das ist auch kein Geheimnis, wenn ich das sage, planen wir rund 4 Milliarden an Investitionen. Das ist für uns schon eine ordentliche Größenordnung und selbst bei sehr vernünftigen und soliden Finanzkennzahlen bedeutet das natürlich auch für uns, dass wir uns zunehmend fremd finanzieren müssen. Und die wesentliche Botschaft, die dabei natürlich für das Unternehmen existiert, ist eine Fremdfinanzierung kostet sicherlich ebenso wie Eigenkapital, aber kostet natürlich auch erstmal Zinsen. Die Zeiten von zinslosen Darlehen sind auch vorbei und wenn wir das natürlich machen in unterschiedlichsten Finanzierungsformen, auch mal neue Wege im Übrigen auszuprobieren, bedeutet das natürlich, dass unsere Zinslast durch die hohen Investitionen in der Zukunft schon deutlich steigen wird. Wenn die viel besagte oder viel zitierte Kämmerin, die wir ja jetzt hier mehrfach erwähnt haben, ich sags mal gleich bedeutend mit der Stadt Köln, auch möchte, dass sie eine gewisse Ausschüttung erhalten, dann bedeutet das für uns, dass wir die operativen Anstrengungen bei uns noch deutlich erhöhen müssen, denn wir müssen bei 4 Milliarden, nehmen Sie einfach nur mal an, wir müssten 2 Milliarden irgendwie fremd finanzieren. Ich weiß, es ist eine Milchmädchenrechnung, aber dann haben Sie 3 % Zinsen, dann müssen Sie 60 Millionen Zinsaufwand im Jahr noch zusätzlich leisten können und das würde natürlich bedeuten, wenn wir unsere Ausschüttungserwartungen für alle konstant halten wollen und das ist natürlich schon unser Ansatz, dann müssen wir operativ unsere Leistungserbringung steigern und das heißt de facto noch besser werden, noch mehr verlegen, also Leitungsbau noch effizienter werden und unsere Prozesse liehen und schlank machen. Wichtig bei den Investitionen ist natürlich noch mal und diesen Prozess haben wir jetzt bei uns auch etabliert, zu schauen, wo wollen wir eigentlich rein investieren? Wir können nicht alles sozusagen auf eine Karte setzen. Unser Netzausbau hat natürlich, wir sind ein infrastrukturlastiges Unternehmen. Unser Netzausbau hat eine hohe Priorität, aber nur mit Netzausbau, wo wir eine Durchschnittsverzinsung, ich sag mal von 5, % haben über alles, wir aber gleichzeitig hohe Inflation haben und wie gesagt auch einen gewissen Zinsaufwand haben, werden wir diese Herausforderung, die ich gerade geschildert habe, nicht meistern können. Also heißt das, unsere Investitionssteuerung so zu priorisieren und auszubalancieren, auszutarieren, dass wir neben den soliden Geldanlagen, wie Netz, auch Dinge machen, die vielleicht ein anderes Chancen-Risikoprofil haben. Das heißt, wir müssen uns weiter diversifizieren auch in Bereiche, wo wir es schaffen können, auch mal höhere Renditen zu haben, damit aber auch einhergehend ein adäquates Risikomanagement, weil auch da sind natürlich dann die Risiken höher. Das heißt über unsere verschiedenen Wertschöpfungsstufen müssen wir schaffen, die Investitionen so zu machen, dass wir ein ausgewogenes Chancen-Risikoprofil haben. Gleichzeitig müssen wir aber schaffen, dass natürlich das Ganze für den Kunden noch bezahlbar bleibt und ja, am Ende des Tages wir auch eine ordentliche Wirtschaftlichkeit erreichen, so dass wir die operative Leistungssteigerung dann tatsächlich auch hinbekommen. Was bedeutet das? Ich hatte es gerade gesagt, nicht alles auf eine Karte zu setzen. Das bedeutet aber natürlich auch für das Thema Investitionscontrolling eine ordentliche Steuerung der Investitionen zu haben, zu schauen, welche Ressourcen brauchen wir eigentlich dafür und mit Ressourcen meine ich jetzt auch Fremddienstleister, unsere eigenen Mitarbeitenden, wie allokieren wir die eigentlich richtig? Wie machen wir ein entsprechendes Fortschrittscontrolling, so dass wir schaffen auch in Time, in Budget und in Qualität zu liefern? Das ist zunehmend herausfordernd, werden wir nicht alleine damit sein, dass wir auch die Bürokratiehürden frühzeitig erkennen und auch mit abbauen können. Das gehört auch dazu. Nehmen wir mal Genehmigungsprozesse von riesengroßen Bauprojekten, die wir natürlich auch bestmöglich begleiten müssen und beschleunigen müssen. Also dieses komplett auf dem Weg zu bringen, natürlich auch mit Meilenstein zu schauen, sind wir da ordentlich unterwegs und das was vielleicht auch manchmal noch ein bisschen neuer ist, auch im Nachhinein noch mal zu schauen, hat sich eigentlich eine Investition so entwickelt, wie wir uns das vorgestellt haben und so Art Post Completion Reviews zu machen, zu sagen, okay, jetzt haben wir die Investition gemacht, was ist eigentlich gut gelaufen? Lessons Learned nicht nur in finanzieller Hinsicht daraus zu ziehen, aber auch in finanzieller Hinsicht und zu schauen, was können wir beim nächsten Mal noch besser machen? Wie müssen wir es anders aufsetzen? Woraus haben wir Lerneffekte und wie steuern wir es noch besser beim nächsten Mal?
[00:19:27] Axel Neumann-Giesen: Gerade bei Projekten, die ähnlich sind im Netz, wo man ähnliche Projekte an verschiedenen Stellen im Netz nacheinander sukzessive bearbeitet, dass man auf der einen Seite natürlich diese Lerneffekte gut einsetzen kann, weil man konvoiartig im Grunde das direkt aufs nächste Projekt übertragen kann und damit natürlich auch eine Effizienzsteigerung hat. Ich kann mir vorstellen, auch da vielleicht eine Frage, wie Rhein Energie damit umgeht, wenn es denn schon so weit ist. Sie sparen das Thema auch Fremddienstleister an. Ressourcen werden ja knapp, Handwerker werden gesucht, wenn man im Netz an einer anderen Stelle Dinge verbaut, dann braucht man genau diese Ressourcen. Wie sichern Sie sich diese Ressourcen? Haben Sie da auch eigene Ressourcen oder sind das überwiegend Fremddienstleister? Kontrahieren Sie diese so, dass Sie die dann flexibel auch einsetzen können und sichern sich erstmal die Kapazität oder wie gehen Sie da vor?
[00:20:12] Birgit Lichtenstein: Ja, auch das ist ein sehr valider Punkt, mehrstufig. Wir haben lange darüber diskutiert, uns auch selbst an Dienstleistern zu beteiligen, was wir auch getan haben. Wir haben auch ein eigenes Tiefbauunternehmen Ende letzten Jahres erworben, weil wir uns damit natürlich auch Kapazitäten sichern. Auf der anderen Seite müssen solche Dienstleister natürlich auch sich wettbewerblich qualifizieren bei uns dann natürlich die Bauprojekte zu machen. Aber selbstverständlich werden wir mit eigenen Dienstleistern dort nicht alleine alles bewerkstelligen können, sondern wir haben auch eine Vielzahl von Fremddienstleistern. Wie machen wir das? Wir haben uns vor einiger Zeit schon einen konkreten Plan gemacht, was wir alles vorhaben und was das eigentlich übersetzt jetzt in Baustellen, Projekten und auch in Euros tatsächlich in den verschiedenen Gewerken heißt, um den Dienstleistern schon mal eine gewisse Vorstellung zu geben, über welchen Zeitraum wir sprechen, wo wir die Energiewende dann natürlich auch umzusetzen haben, was wir an Kapazitäten benötigen und wie wir uns vertragliche Konstellationen auch vorstellen können, damit wir auch sozusagen eine Win-Win Situation auf der Dienstleisterseite und auf unserer Seite kreieren können. Heißt also, dass wir da längerfristige Zusagen dann machen, wie wir z.B. über einige Jahre hinaus auch einen gewissen Bestand an Themen auch an Dienstleister geben, sodass die möglicherweise nicht Ressourcen aufbauen, die sie dann übermorgen wieder abbauen müssen. Also sozusagen versuchen daraus vertraglich auch Win-Win Situationen zu starten, aber auch in der Kombination, wie Sie das angesprochen haben, mit eigenen Dienstleistern und mit Fremddienstleistern. Dazu vielleicht noch als Ergänzung, was auch ein wichtiger Aspekt ist, ist ein interner Punkt, den wir auch noch mal deutlich verbessert haben, nämlich ein bisschen besser durchzuplanen, wie müssen eigentlich Einkauf und Netzausbau jetzt in so einem konkreten Fall Hand in Hand gehen, denn der Einkauf muss natürlich übersetzen können, was das Netz bauen möchte und umgekehrt, also da auch das Ende zu Ende Verständnis, wie man ja immer so schön sagt, zu schärfen, damit wir auch mit den Dingen, die wir umsetzen wollen, ganz frühzeitig an den Start gehen können und wir auch wissen, was wir am Markt platzieren müssen.
[00:22:34] Axel Neumann-Giesen: Ja, halte ich für ganz wichtigen Punkt. Diese Funktionsübergreifende Koordination, jetzt ist der Einkauf bei Ihnen ja auch in der Verantwortung, wenn ich es recht im Blick habe, das hilft wahrscheinlich, aber in der Tat auch den Ausbau und den Einkauf zu synchronisieren und manchmal ist meine Erfahrung, sind es da einfach auch teilweise Definitionslücken oder unklare Mengenbezeichnung, wo dann der eine denkt, er muss das kaufen und der andere denkt, er will aber das bauen. Also ein gemeinsames Verständnis, welche welche Mengen, welche Gewerkstrukturen, welche Typen von Gewerken haben wir. Sowas als Grundlage zu haben, das hilft nicht nur sich intern zu verständigen und verstehen, sondern auch eben nach außen dann so mal die richtigen Dinge zu kontrahieren und nicht über oder unterversorgt zu sein. Haben Sie die Erfahrung auch gemacht, dieser dieser Log über Mengen und Gewerke, da noch mal eine wichtige Bedeutung erlangt hat?
[00:23:20] Birgit Lichtenstein: Ja, auf jeden Fall. Also, ich komme dann noch mal auch aus meiner Finanzfunktion und aus dem, was wir ja gerade gestreift hatten, nämlich, dass wir operativ natürlich auch besser werden müssen in den Zeiten, die auch gesetzlich vorgeschrieben sind. Das heißt, dass wir einerseits das intern genauso abstimmen müssen. Das bedeutet aber dann natürlich auch, dass das Hand in Hand geht, ja und dass wir das, wie gesagt, was der Netzbereich dann tatsächlich auch braucht, eins zu eins direkt in den Einkauf übersetzen können und dann entsprechend auch am Markt platzieren können und sich das dann auch so schnell umsetzen lässt und dazu gehört im Übrigen auch, dass wir eine Mengenverfolgung haben, das war ja auch gerade ihr Punkt. Also, wir fokussieren viel mehr auch darauf, dass wir nicht einfach nur ein gewisses Maß an Geld ausgeben, sondern wir müssen immer schauen, okay, was brauchen wir, wie viel Stationen müssen wir bauen, wie viel Leitung müssen wir verlegen und dann in das Controlling auch entsprechend die Mengenkomponenten natürlich in einer vereinfachten Logik mit abzugreifen, so dass wir auch verstehen, an welchen Stellen können wir jetzt die Skalierung noch besser greifbar machen und noch mehr forcieren, sodass wir möglichst mit dem gleichen Einsatz an Know-how und an Ressourcen mehr schaffen, ja und das ist schon auch ganz wichtig. Wenn man mal vergleicht, in welchen Jahren im Übrigen das Hauptnetz hier bei uns und wahrscheinlich auch bei vielen anderen Stadtwerken gebaut wurde, dann ist das ja eher so in den 70er und 80er Jahren. Das heißt, wir sind neben dem Thema der Energiewende jetzt auch gezwungen, dieses Netz aus alterstechnischen Gründen immer wieder zu erneuern und dann auch der technischen Erfordernis Rechnung zu tragen, dass wir erneuern und ausbauen, müssen wir halt auch da wieder eine Schnelligkeit aufnehmen, die wir in den 70er, 80er Jahren hatten. Und die zunehmende Bürokratie und die Regularien, die wir haben, um das umzusetzen, die tragen natürlich auch dazu bei, dass wir da recht frühzeitig sehen müssen, okay, wo müssen wir überall Hand ran anlegen, dass wir da noch mehr Geschwindigkeit aufnehmen können.
[00:25:28] Axel Neumann-Giesen: Hochspannend und ich glaube, das ist auch ein Beispiel, wie man zeigt, wie ein CFO Bereich, ein Finanzbereich auch viel stärker an das operative Geschäft ranrückt, denn nur der Gleichklang, meine Überzeugung, ich gucke auf Euros, aber ich gucke auch auf Mengen, auf die Wertschöpfung. Das zusammen gibt das Bild, denn gerade in Zeichen mit Inflation ist der Euro nicht der gleiche Euro, aber der Meter bleibt der Meter. Genau. Ähm einer meiner Überzeugungen, Finanzer müssen bei solchen Themen, gerade solche, die so fundamental auch die Unternehmenswirklichkeit beeinflussen nah am operativen Geschäft sein.
[00:26:01] Birgit Lichtenstein: Absolut. Aber das ist natürlich jetzt auch, jetzt plauder ich mal ein bisschen aus dem Nähkästchen, ist jetzt auch keine Selbstverständlichkeit, dass es in Unternehmen, die auch schon eine lange Historie haben, schon von jeher so war, aber da müssen wir uns immer weiter reinbewegen und die Treiber natürlich entsprechend gut verstehen und auch tracken und auch immer wieder hinterfragen.
[00:26:21] Axel Neumann-Giesen: Birgit Lichtenstein, vielen Dank für das spannende Gespräch. Wir haben uns beschäftigt insbesondere mit der Veränderung in der Energiewirtschaft und dem, was das für Rhein Energie bedeutet. Ich freue mich auf den zweiten Teil, den wir bald hören werden. Da geht es darum, wie die CFO Funktion, die CFO Organisation damit umgeht und welche Herausforderungen das Finance und Controlling Team bei Rhein Energie vor sich hat, um genau dies zu unterstützen.
[00:26:50] Christian Bungenstock: Wir hoffen, dass Ihnen unsere heutige Etappe in die Energiewirtschaft gefallen hat und vor allem, dass Sie interessante Impulse und Anregungen für ihren Alltag erhalten haben. Folgen Sie uns auf weiteren Touren und abonnieren Sie Zielführung starten in ihrem bevorzugten Podcast Verzeichnis. Wir freuen uns auf Sie. Bis zum nächsten Mal.
[00:27:19] Podcast: Das war "Zielführung starten", der Management-Podcast von CTcon.